Im Piesberger Gesellschaftshaus

„Cie Dreifrauendietanzen“: Akrobatik und Tanz

Osnabrück. Mit einem grandiosen Mix aus Akrobatik und Tanz eröffnete das Piesberger Gesellschaftshaus am Mittwoch die zweite Ausgabe der Veranstaltungsreihe „Theateracker – Straßentheater im Kastaniengarten“.

Fesselnde Akrobatik bot das circensische Tanztheater

„Cie. dreifrauendietanzen“ im Piesberger Gesellschaftshaus. Foto: Hermann Pentermann

Dem unbeständigen Wetter geschuldet, musste der Auftakt mit dem ircensischen Tanztheater „Cie.
Dreifrauendietanzen“ in den Saal des Gesellschaftshauses verlegt werden. Dem Reiz der Veranstaltung, die Teil der Straßentheater-Tour „Von Nord nach West“ ist, tat das jedoch keinen Abbruch.
Drei Frauen, die sich nicht so leicht unterkriegen lassen. Ob in der Luft, am Boden oder im Tangoschritt – das dreiköpfige Berliner Tanztheater „Cie. Dreifrauendietanzen“ wusste sein Publikum am Mittwoch in jeder Lebenslage und mit jeder Körperbewegung zu begeistern. „Cie“ – ein Wort, das sich von der zirkusartigen „Compagnie“ ableitet; der Rest des Troika-Namens ist
Programm: drei Frauen, die tanzen. Und das taten sie mit ihrem Programm „zu hoch zu tief zu weit“ ebenso fulminant wie originell.
Geradezu tollkühn wirkte es etwa, wenn Akrobatin Ellen Urban am roten Vertikaltuch über den Köpfen der Zuschauer schwebte, wie an einem Trapez schaukelte und sich dabei ein weißes Hemd überzog oder Hüfte, Füße und Knie ins Tuch einwickelte. Künstlerkollegin Claudia Schnürer hatte dagegen ihre Domäne am Boden. Als wahre Spezialistin im Stürzen und wieder auf die Beine
kommen bewies die Lady im hellblauen Kleid dabei ihre Stehauffrau-Qualitäten.
Daniela Feilcke-Wolff wiederum konnte auch mit nur einem Tanzschuh einen eleganten Tango aufs Parkett legen. Ob zu dritt oder solo – in jeder der in sich abgeschlossenen Szenen drückte allein die Körpersprache der Berliner Künstlerinnen so existenzielle Themen wie Liebe, Tod, Krisen, Stagnation und Überlebenswillen aus.

Die von Regisseur Franz Mestre (Pivoting Theatre) zusammengestellten Musikeinspielungen mit melancholischen Klaviermelodien, Akkordeonmusik, Tango-Rhythmen oder südamerikanischen Klängen unterstützten dabei zwar die jeweilige Atmosphäre, ließen dem Publikum aber immer Raum für eigene Assoziationen. Wenn etwa Stehauffrau Schnürer mit einem Stuhl zu kämpfen hatte, konnte das ebenso als alltägliches Malheur
gesehen werden wie als Symbol für die Widrigkeiten des Lebens. Akrobatin Urban schüttelte am Vertikaltuch ihre offenen Haare, während Schnürer und Feilcke-Wolff am Boden saßen und sich bürsteten: ein Symbol für weibliche Freiheit jenseits aller Schönheitsdiktate? Und standen Feilcke-Wolffs widerstrebende Bewegungen beim Flechten ihrer Haare für den Verlust wilder Ursprünglichkeit?
Die Lust an Herausforderungen beschränkte sich bei „Cie.Dreifrauendietanzen“ und ihrem ersten gemeinsam erarbeiteten Programm eben nicht nur auf Tanz und Akrobatik. Das Publikum ließ sich von den drei circensischen Tanz-Damen jedenfalls gerne becircen und sorgte nach Ende der Veranstaltung mit freiwilligen Spenden für gut gefüllte Hüte. Denn auch das gehört zum Konzept
der Straßentheater-Tour „Von Nord nach West“, an der sich in diesem Juli auch „Cie.Dreifrauendietanzen“ beteiligen: freier Eintritt mit freiwilliger Spende in bewährter Straßentheatermanier für neue Programme von Künstlern aus ganz Europa. Als Vier-Städte-Tournee ist in diesem Jahr neben Osnabrück, Bremen und Mülheim erstmals auch Löhne dabei.